Die Sonne macht sich rar, die Tage werden kürzer. Wind, Regen und Kälte stellen unser Immunsystem und manchmal auch unsere psychische Widerstandskraft auf die Probe. Ein probates Mittel, dem entgegenzutreten, kannten schon die alten Griechen und Römer. Sie waren sich der zahlreichen Vorzüge warmen Thermal- und Soleswassers bewusst und setzten dieses bei unterschiedlichsten Gebrechen in Badekuren lindernd ein. Noch heute kann man im überaus thermenreichen Italien mitten auf dem Land, meist kostenlos, ein Bad in heißen Quellen nehmen oder in mineralisierten Sinterterrassen, wie im toskanischen Saturnia, bei einem Plausch Stress abbauen und entspannen.
Während die heilende Wirkung von Thermalwasser und Sole früher auf Erfahrungswerten beruhte, ist die gesundheitsfördernde Kraft der vor allem solehaltigen Quellen mittlerweile wissenschaftlich belegt. Dies hat auch bei uns in Deutschland eine vielfältige Thermenlandschaft mit derzeit über 200 Badeanstalten entstehen lassen.
Das Heilmittel Sole entsteht, wenn eine natürliche, oft uralte Wasserquelle einen tief unter der Erde liegenden Salzstock umspült, dabei Salzkristalle aus ihm löst und aufnimmt. Das wohlig warme, in unterschiedlicher Salzkonzentration in Badebecken geleitete Wasser kann sich vielfach positiv auf die Gesundheit auswirken.
Durch die im Wasser gelösten Salze entsteht ab einer Salzkonzentration von über zehn Prozent der geschätzte, gelenkschonende Auftrieb des Körpers. Dies kann vor allem Menschen mit Gelenkproblemen oder Rheuma eine Schmerzlinderung verschaffen. Auch Hautirritationen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis lassen sich mit regelmäßigen Solebädern abschwächen. Diesen Effekt kann man übrigens mit solehaltigen Salben und Cremes unterstützen.
Stress und Hektik hinter sich lassen
Je nach Zusammensetzung der in den Thermalsolequellen gelösten Mineralien – die Thermenbezeichnung gibt meist einen Hinweis darauf, um welche Leitmineralien es sich handelt – kann das Wasser noch andere gesundheitsfördernde Effekte auf den Körper haben. Atemwege, Geschlechtsorgane oder die Schilddrüse können von dem warmen, mineralhaltigen Wasser ebenso profitieren wie ein geschwächtes Immunsystem oder eine angeschlagene Psyche, wenn Stress und Hektik unseren Körper aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Insbesondere das Schweben in Thermalsole kann hier einen positiven Effekt auf das vegetative Nervensystem haben und zur herbeigesehnten Entspannung auf natürlichem Wege verhelfen.
Von einem Besuch im Solebad sollte man jedoch Abstand nehmen, wenn Verletzungen vorliegen, oder man an akuten Entzündungen oder Infektionen leidet. Gleiches gilt für den Fall einer Einschränkung der Leber- und Nierenfunktion sowie bei Störungen des Herz-Kreislaufsystems, da warmes Wasser den geschwächten Körper belasten kann.
Wie wohltuend Sole bei Erkältungen auf den Körper wirkt, kann man feststellen, wenn man sie inhaliert. Hierzu wird sie auf rund 50 bis 60° Grad erwärmt und mittels speziellem Inhalationsgerät in einen feinen Sprühnebel verwandelt, den man in tiefen Zügen abwechselnd durch Mund und Nase einatmet. Akute und chronische Erkrankungen der Atemwege wie Asthma, Bronchitis oder Nebenhöhlenentzündungen lassen sich auf diesem Wege ganz natürlich bessern: Schleimhäute schwellen ab und lassen wieder uns wieder frei durchatmen, geminderter Hustenreiz macht uns die Nächte nicht mehr zur Qual und lässt uns durchschlafen, während wir unsere nun besser durchblutete Lunge vor dem nächsten Infekt schützen können.
Solewasser enthält bis knapp 30 Prozent gelöstes Salz. Die Cascate del Mulino im toskanischen Saturnia lassen 37,5° Grad warmes Wasser aus den Saturnia Quellen in natürliche Thermalfelder fließen.
Wasserwissen
Solewasser
Der Begriff Sole steht allgemein für Wasser mit unterschiedlichem Salzgehalt. Für therapeutische Zwecke muss er bei mindestens 1,5 Prozent liegen. Das heißt, in einem Liter Wasser findet sich 15 Gramm gelöstes Salz. In Solebädern beträgt der Salzgehalt meist zwischen 1,5 und 6 Prozent, in speziellen Becken auch bis zu 30 Prozent. Ab etwa 27 Prozent Salzgehalt spricht man von einer vollständigen Sättigung. Dieses Wasser kann nicht mehr Salz auflösen, es würde wieder kristallisieren. Der beliebte Auftrieb im Wasser ist ab etwa zehn Prozent Salzgehalt zu spüren Zum Vergleich: Während Nordsee-Wasser etwa drei Prozent Salz gelöst enthält, sind im Toten Meer bis zu 29 Prozent nachweisbar. Wenn Solewasser mit mindestens 20° Grad an die Oberfläche tritt, wird es als Thermalsole bezeichnet.
Thermalwasser
Der Begriff „Thermalwasser“ beschreibt nach dem Deutschen Heilbäderverband Grundwasser, welches mit einer Temperatur von mindestens 20 °C aus der Quelle austritt. Es enthält je nach Ursprungsort und die dort durchdrungenen Gesteinsschichten eine unterschiedliche Zusammensetzung an Mineralien. Oft wird ein spezifisches Thermalwasser nach seinen Hauptbestandteilen benannt. So gibt es unter anderem Natriumchlorid-Hydrogencarbonat-Thermalwasser, Schwefeldioxid-Thermalwasser und viele mehr. Einige enthalten von Natur aus Kohlensäure durch das darin gelöste Kohlendioxid. Auch radioaktive Bestandteile sind möglich.
Heilwasser
Als Heilwasser bezeichnen Experten Wasser, welches mindestens ein Gramm an gelösten Stoffen pro Liter enthält. Somit ist jedes Thermalwasser auch ein Heilwasser. Dasselbe gilt nicht im Umkehrschluss. Ob ein Heilwasser gleichzeitig ein Thermalwasser ist, entscheidet die natürliche Temperatur am Ursprung.
Autor: Petra Jendryssek | Fotos: ©nirolfix-pixabaycom, ©analogicus-pixabay.com, ©a_scarcy-pixabay.com