Die Auswahl an Laufschuhen ist so groß wie nie zuvor. Egal ob man einen Stadtmarathon absolvieren, durch schwieriges Gelände oder einfach nur auf der Straße trainieren möchte – für jede Situation benötigt man den passenden Laufschuh, um Fuß, Gelenke, Bänder und Rücken optimal zu schützen. Allerdings ist es nicht immer einfach, in diesem großen Angebot den perfekten Laufschuh zu finden. Deshalb empfiehlt es sich, nicht irgendeinen Schuh gar nach der Optik oder des günstigen Preises wegen zu wählen, sondern sich vom Fachmann kompetent beraten zu lassen, um möglichst lange Freude am Laufen zu haben und um den Körper nicht falsch zu belasten.
Ein optimal passender Laufschuh bietet Dämpfung und Unterstützung im genau richtigen Maße und an genau der richtigen Stelle. Ausschlaggebend für die richtige Wahl sind jedoch nicht nur Schuhgröße, Trainingsintensität und das Terrain, auf dem man bevorzugt läuft – auch der individuelle Fußauftritt sowie das daraus resultierende Abrollverhalten spielen eine entscheidende Rolle. Um alle Punkte systematisch zu berücksichtigen, hat sich Franz Tarasow vom Sportshop in Würzburg sozusagen ein eigenes Lauf-ABC erstellt, nach dem er Punkt für Punkt mit seinen Kunden in einem ausführlichen Beratungsgespräch abarbeitet. „Das A und O einer guten Beratung ist die genaue Vermessung der Füße vor Ort, denn Fußlänge und Fußbreite sowie Gewölbehöhe und Ferse bestimmen den Schuh in Passform und Größe“, legt der Sportschuhfachmann die Basis.
Läufergewicht ist wichtiges Auswahlkriterium
Ein weiteres, entscheidendes Auswahlkriterium für den adäquaten Laufschuh sei das Gewicht des Läufers, denn ein schwerer Mensch belaste einen Schuh anders als ein leichter. Männer über 90 Kilogramm und Frauen über 75 Kilogramm zählen bereits zu den Hochgewichtigen, deren Schuh durch den stärkeren Auftritt anderen Kräften und somit auch einem höheren Verschleiß ausgesetzt sei. Eine einfache Methode zu sehen, ob der Schuh überbelastet ist, sei die Stoß dämpfende Einlage aus dem Schuh zu nehmen und deren ursprüngliche Form und Dicke mit den aktuellen Belastungszonen zu vergleichen. Je größer die Belastung, desto weniger gibt die stark komprimierte Sohle auf Druck noch nach. Diese sei in der Regel nach 200 bis 250 Kilometern Sommerlauftraining durch und sollte ausgewechselt werden.
Bei der Schuhgröße empfiehlt Franz Tarasow als Minimum eine Größe größer als die vor Ort ermittelte Schuhgröße zu wählen, um dem Fuß beim Auftritt und Abrollen genügend Spielraum bei dennoch genügend Halt zu bieten.
Das individuelle Bewegungsmuster bestimme dann letztlich die Schuhlinie. Hierfür sei es zielführend, den natürlichen Gang des Läufers zu begutachten und eine Bewegungsanalyse vorzunehmen: Leidet er oder sie etwa an Platt-, Senk-, Hohl- oder Spreizfüßen, ist die Beinstellung vielleicht O- oder X-beinig und ergibt dadurch eine Gewichtsverlagerung nach außen oder nach innen? Diese Analyse bestimme, wo der Mensch beim Laufen stehe und auf welche Spezifikationen man bei der Schuhwahl besonders achten müsse.
Auf Bodenverhältnisse der Laufstrecke achten
Als nächstes Kriterium müsse die überwiegend genutzte Laufstrecke und die Häufigkeit des Trainings ins Kalkül gezogen werden. Wo wird gelaufen? Auf der Straße, im Gelände oder auf einem Mix aus beiden Bodenverhältnissen? Wie oft wird gelaufen? Das ganze Jahr oder nur bei schönem Wetter? Wer zwei bis dreimal pro Woche rund ums Jahr laufe, benötige einen wasserdichten und damit auch schneetauglichen Schuh. Wer ab dem Frühjahr starte, sollte auf eine gute Belüftung des Fußes achten. Wer einmal pro Woche laufe, für den reiche in der Regel ein Paar Schuhe für den Winter und Sommer aus. Wer zweimal die Woche unterwegs sein wolle, dem rät der erfahrene Läufer auf jeden Fall zu einem 2. Paar Laufschuhe. Die Geometrie des Schuhes müsse jedoch hier wie da zum Fuß und zum Menschen passen.
Wie lange man einen Laufschuh ohne Bedenken tragen könne, höre man auf hartem Boden bei wenig Hintergrundgeräuschen. Wenn der verarbeitete, den Aufprall dämpfende Schaum in der Sohle ausgetrocknet ist und die Sohle hart und zunehmend unbeweglicher ist, ist es ebenso Zeit für einen Wechsel, wie wenn das Sohlenprofil an bestimmten Stellen abgelaufen ist und sich eine Schiefstellung des Fußes anbahnt. Wessen Wahl im Vorfeld auch hochwertige, nachhaltige Laufschuhe gefallen ist, hat oft Glück und kann ihre Lebensdauer mit einer Aufarbeitung oder Erneuerung der Sohle verlängern.
Sport hält den Kopf fit. Oft unterschätzt wird die positive Wirkung der Bewegung auf das Gehirn. Durch die bessere Durchblutung wird es stärker mit Sauerstoff versorgt und die Neurotransmitter leiten Signale schneller ans Gehirn weiter. Die Folge: Reaktionszeiten verkürzen sich.
Die Weltgesundheitsorganisation gibt die Empfehlung, sich 20 bis 30 Minuten an mindestens fünf Tagen pro Woche, also 150 Minuten insgesamt, zu bewegen. Das ist tatsächlich nicht viel und sollte doch zu schaffen sein, oder? Gehen Sie es an!
Autorin: Petra Jendryssek | Foto: ©alba1970–pixabay.com