80 Prozent der Pflanzen, Sträucher und Bäume sind auf die Bestäuberleistung von Insekten angewiesen, damit sie blühen und Früchte bilden können. Doch heute, angesichts des dramatischen Insektenschwundes, ist dies nicht mehr unbedingt gesichert. Auch wenn fünf Jahre nach dem erfolgreichen Volksbegehren Bienen & Co. mehr Aufmerksamkeit genießen und Maßnahmen in der Landwirtschaft sowie auf vielen freien Flächen greifen, ist das längst nicht genug, den Abwärtstrend zu stoppen.


Im eigenen Garten, auf Terrasse und Balkon haben wir es jedoch in der Hand, selbst einen Beitrag dazu zu leisten, dass sich Bienen, Wespen, Hummeln, Schmetterlinge, Schwebfliegen und Käfer bei einem großen und vielfältigen Angebot an Blühpflanzen und Sträuchern wohlfühlen, genug Nahrung finden und ihren Dienst zuverlässig verrichten, zeigt Gärtnermeister Wilhelm Rippel aus Uettingen leicht gangbare Wege auf. Zumal die Blütenvielfalt nach der Blüte der Obstgehölze und blühenden Ackerkulturen auf den Wiesen und Feldern mit dem ausklingenden Frühling abnehme.

Ab Mai bis Mitte September ist es daher besonders wichtig, dass in den Gärten sowie auf Terrasse und Balkon Zierpflanzen, blühende Kräuter und Stauden, ausgepflanzt, im Blumenkasten oder im Topf, Pollen und Nektar liefern, erklärt der Pflanzenfreund. „Je vielfältiger die Bepflanzung, desto mehr Insekten werden sich ansiedeln“, weiß er mit Blick auf seine eigenen Beete und Anpflanzungen. Das Angebot an insektenfreundlichen Pflanzen sei groß. Allen gemein sei, dass ihre Blüten offen sowie ungefüllt und damit für die Insekten aller Art leicht zugänglich seien. Gefüllte Blüten hingegen hätten wenig bis keine Staubgefäße und somit auch keinen Pollen. Bunte Blumen- und Staudenbeete, in denen möglichst mehrere Pflanzenfamilien vertreten seien, hätten für alle Bestäuber etwas zu bieten und zwar bis in den Spätherbst hinein, so der Gärtnermeister.

Die angenehm duftende Katzenminze bietet Bienen ab April Nektar und Pollen. Wie der blühende Thymian und Rosmarin gehört die zart blau, violett oder weiß blühende Staude zu den Lippenblütlern. Die bis zu 1,40 Meter hohe Staude wird gleich von vielen Insekten umschwärmt und ist dabei in der sehr anspruchslos, so Wilhelm Rippel. Sie bevorzuge karge, durchlässige Böden in sonnigen Lagen. Das Gute: Nach der ersten Blüte könne man sie zurückschneiden und so noch eine zweite Blüte im Sommer anregen.

Einen ebenso betörenden Duft versprüht die Vanilleblume, auf die unterschiedlichste Insekten im wahrsten Sinne von Mai bis September fliegen. Mit ihrem dichten Wuchs und den dunkelvioletten Blüten ist die Vanilleblume eine beliebte und pflegeleichte Kübelpflanze für sonnige Terrassen oder Balkone.
Die Prachtkerze lässt sich wunderbar mit Ziergräsern und anderen Stauden kombinieren. Dank der offenen Form ihrer Blüten kommen Bienen und Co. gut an den Nektar. Sie liebt sonnige Standorte, gedeiht jedoch auch im Halbschatten. Der Boden muss gut durchlässig sein, weiß der Pflanzenfachmann.

Von Mai bis Juli werden Bienen und Hummeln auch besonders durch den intensiven Gurkenduft der Borretschblätter angelockt und dürfen sich an den nahrhaften Pollen ihrer leuchtend blauen Blütensterne bedienen. Auch die nächtliche Insektenwelt erfreut sich an dem einjährigen Kraut.

Mit der bayerischen Pflanze des Jahres, der neuen Geraniensorte „Bella Stella“, rücke nun auch eine Geranie durch ihre offenen Blüten und gut zugänglichen Staubgefäße in die Liste der insektenfreundlichen Balkonpflanzen auf, freut sich Wilhelm Rippel. Ihre ausgesprochene Robustheit sowie ihre Hitzetoleranz ließen sie trockene Phasen gut überstehen. Mit Blick auf immer häufigere Temperaturrekorde dürfte die Sternengeranie damit gut für die Zukunft gerüstet sein.

Autor/Autorin: Petra Jendryssek | Fotos: LWG Veitshöchheim, ©SusanneEdele-pixabay.com, ©Pitsch-pixabay.com, ©Nennieinszweidrei-pixabay.com

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