Die Vögel zwitschern um die Wette, im matten Grün leuchten die ersten Farbtupfer, und es duftet schon wunderbar nach Frühling. Zweifelsohne: Das neue Gartenjahr steht in den Startlöchern. Sie haben sich vorgenommen, ihr heimisches Grün in diesem Jahr nun endlich auf möglichst umweltverträgliche Weise in eine Erholungsoase für Mensch und Tier zu verwandeln? Und bräuchten dafür noch den ein oder anderen praktikablen Tipp? Gleich zehn gute Vorsätze für die naturnahe Umgestaltung können wir Ihnen zum Auftakt unseres Schwerpunktthemas „Naturnaher Garten“ anbieten. Zusammengetragen und uns dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt hat sie die Landschaftsarchitektin und Kreisfachberaterin des Kreisverbandes Bamberg für Gartenbau und Landespflege, Alexandra Klemisch.
1. Auf Plastik verzichten
Kunststoffe aller Art sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken – und oft verwenden wir sie gedankenlos. Im Garten lohnt es sich, auf Plastik zu verzichten: Werkzeuge aus Metall und Holz sind hochwertig und dauerhaft, Pflanzgefäße aus Ton sind schön für’s Auge, Stecketiketten lassen sich aus Holz oder Tonscherben herstellen, Gartenmöbel aus Holz oder Metall sind bei guter Pflege langlebiger als Plastik, können überholt und repariert werden. Die großflächige Verwendung von Folien zur Unkraut-Unterdrückung oder die Verlegung von Kunstrasen sind im Garten Tabu!
2. Blütenreiche Beete pflanzen
Wenn der Garten blüht, ist immer etwas los: Bienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen und unzählige weitere bestäubende Insekten brauchen ergiebige Nektar-Tankstellen zum Überleben. Am schönsten sind standortgerechte Mischpflanzungen aus Stauden, unter denen immer auch heimische Blumenarten sein sollten, denn sie garantieren, dass auch spezialisierte Insekten wie zum Beispiel unterschiedliche Wildbienen eine Nahrungsquelle finden. Egal ob sorgsam gestaltetes Blumenbeet oder wilde Blumenwiese aus heimischen Kräutern – in jedem Fall sollte die Pflanzenauswahl an die Standortbedingungen angepasst sein.
3. Biologischen Pflanzenschutz anwenden
Die „chemische Keule“ im Hausgarten hat ausgedient. Tritt bei der Pflege unserer Zier- oder Kulturpflanzen eine Schwierigkeit auf, sollten wir nach der Ursache fragen: Ist der Standort richtig gewählt? Stehen der Pflanze ausreichend Licht, Nährstoffe und Wasser zur Verfügung? Entspricht die Bodenqualität ihren Ansprüchen? Sind ausreichend Nützlinge im Garten vorhanden, die saugende und fressende Insekten in Schach halten? Ist die Sorte robust genug, um im Garten gedeihen zu können? In einem naturnahen Garten, der ökologisch im Gleichgewicht ist, helfen beim Auftreten von Krankheiten oder Schädlingen oft schon kleine Eingriffe mit Pflanzenschutz auf biologischer Basis, damit die Ernte gelingt.
Wenn der Garten blüht, ist immer etwas los. Stecketiketten lassen sich aus Holz oder Tonscherben herstellen.
4. Selbst kompostieren
Garten- und Küchenabfälle gehen in den natürlichen Kreislauf zurück, aus ihnen wird gesunder, nahrhafter Gartenboden, der den Pflanzen im Frühjahr einen „Kick“ gibt, Wasserspeicherung und Luftaustausch in den oberen Bodenschichten verbessert, das Bodenleben ernährt und die Pflanzengesundheit fördert – und das völlig ohne Nebenkosten! Gibt es Besseres?
Der Kompostplatz gehört in eine schattige Gartenecke. Wenn das Verhältnis aus trockenen Gartenabfällen (Laub, Zweige) und feuchten Materialien (Rasenschnitt, Gemüsereste) ausgewogen ist, sind weder unangenehme Gerüche noch Ungeziefer zu befürchten. Nicht auf den Kompost gehören gekochte Essensreste, Fleisch, Kleintierstreu oder Holzasche. Einmal im Jahr im Frühjahr wird der Kompost umgesetzt – dann ist die richtige Zeit, Gemüsebeete, Rosen, Beerensträucher und Obstbäume mit dem fertigen Kompost zu düngen.
5. Eigenes Gemüse anbauen
Wer einen eigenen Nutzgarten pflegt, wird es wissen: Gemüse macht Arbeit. Aber die Freude bei der Ernte und der Genuss auf dem Teller lohnen die Mühe. Ob großer Selbstversorger-Garten oder kleine Salat-Kultur im Balkonkasten – eigenes Gemüse ist knackig frisch, frei von unbekannten Spritzmitteln und immer ein Erlebnis, vor allem für die Kleinsten in der Familie. Besonders lecker wird’s, wenn sich Gartenfans untereinander Sorten- und Anbautipps weitergeben. Darunter können alte, seltene, besonders klimaangepasste oder besonders schmackhafte Kultursorten sein.
6. Regenwasser sammeln
Der Klimawandel wirkt sich immer stärker auch auf die Gartenkultur in Deutschland aus, Wetterextreme nehmen zu. Besonders gravierend machten sich mittlerweile Wassermangel und Hitze in den Sommermonaten bemerkbar. Gutes Regenwasser-Management und wassersparende Bewässerungsmethoden können helfen, dem Problem zu begegnen. Dazu heißt es, Regenfallrohre von Dachflächen nutzen, Wasserspeicher aufstellen und Zisternen nachrüsten wo möglich, Boden entsiegeln und Regenwasser vor Ort versickern, Verschwendung von Wasser vermeiden, nur ausgewählte Kulturen wie Gemüse oder neu angelegte Pflanzungen bewässern. Dass der Zierrasen nicht mehr saftig grün über den Hochsommer kommt, müssen wir akzeptieren, denn egal ob Brunnen- oder Leitungswasser: Zukünftig müssen wir noch bewusster mit dem kostbaren Nass umgehen.
Nur ein gesunder Boden kann Besonderes hervorbringen. Eigenes Gemüse ist knackig frisch und frei von unbekannten Spritzmitteln. Wasser lässt sich auf vielen Wegen einsparen.
7. Den Boden pflegen
Boden ist die Grundlage des Lebens im Garten. Trotzdem beschäftigen wir uns oft zu wenig damit, ihn lebendig und gesund zu halten. Wer seinen Gartenboden pflegen möchte, bringt im Frühjahr Kompost aus, begrünt abgeerntete Beete mit Zwischenkulturen oder deckt sie mit Laub- und Grasmulch ab. Ist der Boden vor Wind und Sonne geschützt, trocknet er weniger stark aus und gerät nicht in Gefahr, abgeschwemmt oder weggeweht zu werden. Besonders beim Anbau von Gemüse ist im Frühjahr eine Bodenprobe sinnvoll. Sie gibt über Auskunft über den Nährstoffgehalt. Angepasste Düngung trägt zum Schutz des Bodens, der Pflanzen und des Grundwassers bei.
8. Wildtiere willkommen heißen
Ein gesundes Ökosystem ist ein komplexes Netzwerk. Jedes Tier hat im natürlichen Gleichgewicht seinen Platz. Je mehr Wildtiere unseren Garten bevölkern, desto wahrscheinlicher ist es, dass unter ihnen ein Räuber-Beute-Gleichgewicht entsteht und Schädlinge sich nicht massenhaft vermehren. Insekten, Vögel, kleine Säugetiere, Reptilien und Amphibien machen den Garten nicht nur gesünder, sondern auch viel spannender. Wer beobachtet nicht gern Singvögel beim ersten Ausflug aus dem Nest? Vogelkästen kann man mit wenig Aufwand überall nachrüsten. Kleinst-Biotope wie Asthaufen, Totholz, Stein- und Laubhaufen bieten Unterschlupf für viele weitere Arten. Einen alten Apfelbaum einfach stehen lassen, eine Blühwiese oder einen kleinen Teich anlegen, eine Trockenmauer bauen, Igel-Durchschlupfe in den Zaun schneiden – es gibt unzählige Möglichkeiten, heimischen Tieren im Garten den roten Teppich auszurollen.
9. Einen Baum pflanzen
Bäume sind lebenswichtig. Sie spenden Schatten, bieten Windschutz, filtern Staub und Schadstoffe aus der Luft, speichern CO2 und produzieren Sauerstoff. Vor allem in dicht bebauten Siedlungsräumen bremsen sie die Aufheizung an Hitzetagen, denn zum einen schirmt ihr Kronenschatten Gebäude und Verkehrsflächen ab, zum anderen verdunsten sie über die Spaltöffnungen ihrer Blätter Wasser und kühlen damit die Luft wie eine lebendige Klimaanlage. Der Unterschied zwischen dem Schatten einer Markise und dem eines großen Baumes ist deutlich spürbar: Im Baumschatten ist der Aufenthalt angenehmer. Nicht zuletzt ist ein Baum Lebensraum für viele Tiere, denn er bietet Platz zum Nisten, Schutz vor der Witterung und Nahrung. Zu jedem Hausgarten gehört deshalb mindestens ein Laubbaum. Ob Blüten, Obst oder buntes Herbstlaub – ein Baum macht den Garten schöner und lebendiger!
10. Torffrei gärtnern
Torf gehört ins Moor, nicht in den Blumentopf. Intakte Moore sind nicht nur Lebensraum für stark gefährdete Tier- und Pflanzenarten, sie sind auch wichtige CO2-Speicher. Wird eine Torfschicht von 1 m Stärke trockengelegt und der Torf als Blumenerde verwendet, entweicht das Kohlendioxid, das die Torfmoose im Lauf von 1000 Jahren gespeichert haben, durch Verrottung in die Atmosphäre. Beim Kauf von Blumenerden ist die Deklaration „torffrei“ auf der Verpackung deshalb besonders wichtig! Noch besser wird die Gartenbilanz, wenn die gekaufte Blumenerde mit selbst hergestelltem Kompost oder Gartenerde vermischt wird.
► Auf der Homepage des Kreisfachverbandes finden sich neben dem bunten Jahresprogramm jede Menge weitere gut umsetzbare Tipps: www.kv-gartenbauvereine-bamberg.de.
Autorin: Alexandra Klemisch | Fotos: Kreisfachberatung Bamberg