Wenn man in Deutschland die privaten Gartenflächen addiert, erhält man in etwa eine Fläche von 680.000 Hektar. Kein Wunder also, dass es für die heimische Pflanzen- und Tierwelt von großer Bedeutung ist, wie diese Gärten bepflanzt und gepflegt werden. Die Wintermonate und der Vorfrühling sind ein guter Zeitpunkt, um zu planen, wie man in der kommenden Gartensaison das eigene Grün ökologisch aufwerten kann. Auch kleine Maßnahmen helfen der Natur.
„Ein naturnaher Garten muss nicht verwildert aussehen, sondern der Gartenbesitzer sollte eine gewisse begleitete Eigendynamik der Natur im Garten zulassen“, so Hilmar Keller, Kreisfachberater Gartenkultur am Landratsamt Main-Spessart. Wichtig sei, überwiegend heimische, dem Standort und Klima angepasste Pflanzen auszuwählen und durch Strukturreichtum zum Beispiel mit Totholz, Steinhaufen ökologisch wertvolle Rückzugsorte für Vögel, Insekten und Kleintiere zu schaffen.
Viele Menschen seien sich gar nicht bewusst, welche Bedeutung der einzelne Garten auf das gesamte Ökosystem hat, ist sich der Gartenexperte sicher. Wer denkt schon daran, dass hohe und undurchdringliche Umzäunungen ein großes Problem für Igel und auch Insekten sind. Sie können nicht mehr zwischen den Grundstücken wechseln und finden nicht genug Nahrung. Hinzu komme, dass der aufgeräumte Garten ohne Herbstlaub dem Igel kein Winterquartier ermögliche. Die sinkende Anzahl an Igeln zeige, dass es für die Stacheltiere immer schwieriger werde zu überleben. Erfreulicherweise wachse das Bewusstsein, dass es jeder ein Stück selbst in der Hand hat, etwas für die heimische Tier-und Pflanzenwelt zu tun. Um den eigenen Garten ein Stückweit naturnaher zu gestalten, rät Hilmar Keller Folgendes:
Vielfalt statt Einfalt
Eine abwechslungsreiche Gartenlandschaft mit unterschiedlichen Pflanzsubstraten wie beispielsweise Sand, Schotter, Rohboden ist ideal für eine artenreiche und klimaresiliente Tier- und Pflanzenwelt. Ein Mosaik aus Stauden, Sträuchern wie Wildrosen, heimischen Blumenwiesen, Säumen, Schotterrasenflächen und Wasserstellen schafft kleine Tierparadiese und ist darüber hinaus auch schön anzusehen.
Bei der Pflanzen- und Saatgutwahl sollte die Wahl auf heimische Pflanzen, dem Standort entsprechende Arten fallen. Sie sind besser an unsere Boden- und Klimaverhältnisse angepasst, brauchen daher weniger Pflege und bieten vielen Insekten und Vögeln Nahrung. Dagegen beheimaten viele exotische Gehölze oft nur wenige Insekten und haben für Vögel nur einen bedingten Nutzen. Wichtig ist, auch Pflanzen zu wählen, die mit dem Klimawandel zurechtkommen und damit auch weniger gegossen werden müssen. Regenwasser sollte in jedem Fall gesammelt werden, es spart Trinkwasser und ist gut für die Pflanzen. Anregungen, wie sich mit der richtigen Pflanzenauswahl, Gartengestaltung, Bodenbearbeitung und Sammelsystemen für Regenwasser kostbares Trinkwasser sparen lässt, gibt das Regionalmanagement des Main-Spessarts in einer eigenen Broschüre unter www.main-spessart.de/kostbareswasser.
Ein naturnaher Garten zeichnet sich durch ökologisch wertvolle Rückzugsorte für Vögel, Insekten und Kleintiere aus. Wasserstellen schaffen kleine Tierparadiese.
Statt Kunstdünger zu kaufen, sollte man selbst Kompost aus Garten- und pflanzlichen Küchenabfällen herstellen.
Nützlinge und Mulch statt Gift
Über 500 Tonnen Pestizide werden in Deutschland pro Jahr in privaten Gärten verteilt, die den eigenen Grund belasten und über Luft und Wasser weiter verbreitet werden. Nicht nur im Sinne der eigenen Gesundheit sollte man auf Pestizide verzichten. Auch Insekten, Vögel und andere Kleintiere leiden sehr unter ihren Folgen.
Wer stattdessen auf eine vielfältige Mischkultur und eine insektenfreundlichen Umgebung achtet, brauche in der Regel von Natur aus keine Pestizide, da die Nützlinge die Schädlinge hier in Schach halten. Unerwünschtes Unkraut in den Beeten kann man durch rechtzeitige Jäten und Mulchen verhindern. Das Abdecken von Beeten mit Laub, Rasenschnitt oder Häckselgut unterdrückt nicht nur Unkraut, sondern verbessert gleichzeitig die Bodenqualität, schützt die empfindlichen Feinwurzeln der Sträucher vor direkter Sonne und erhöht die Bodenfeuchtigkeit.
Einige Regeln gilt es hier zu beachten: Das Material muss zur Bepflanzung passen, Rosen zum Beispiel vertragen keinen Rindenmulch der Nadelhölzer, das Material darf keine fest geschlossene Schicht bilden, da dies die Luftzirkulation behindert und das Material fault und nicht verrottet. Rasenschnitt sollte daher nur in dünnen Schichten oder getrocknet verwendet werden.
Kompost statt Dünger und Torf
Bevor man überhaupt düngt, sollte man wissen, wie das Nährstoffangebot im Gartenboden überhaupt aussieht. Eine Untersuchung des Gartenbodens kostet nicht viel und ist die beste Voraussetzung, um richtig zu düngen. Bodenuntersuchungsinstitute gibt es mehrere in Unterfranken. Auskunft hierzu geben die Kreisfachberater an den Landratsämtern und den kreisfreien Städten.
Statt Kunstdünger zu kaufen, sollte man selbst Kompost aus Garten- und pflanzlichen Küchenabfällen herstellen. Dieser verbessert die Durchlüftung, das Wasserhaltevermögen des Bodens, fördert das Bodenleben und beschleunigt die Erwärmung im Frühjahr.Verzichten sollte man konsequent auch auf Torf, denn der Torfabbau vernichtet wertvolle Moorlandschaften und ist auch kein Bodenverbesserer, wie oft angenommen.
Weniger Technik für mehr Leben im Garten
Laubsauger, Mähroboter und Motorsensen haben in vielen Gärten Einzug gehalten. Mähroboter sind allerdings oft eine Todesfalle für Igel und viele andere Tiere wie Insekten, Amphibien, Spinnentiere und weitere kleine Säugetiere. Noch dazu führen sie zur Artenarmut auf den Grünflächen, da weder Kraut noch Blume wachsen können. Wer Handwerkzeuge wie Fächerrechen zum Laubaufsammeln oder die altbewährte Sense zum Wiesenmähen verwendet, schützt nicht nur seine Gartenbewohner, sondern fördert obendrein die eigene körperliche Fitness!
Laubsauger saugen mit den welken Blättern auch Kleintiere wie Spinnen und Insekten bis zu Igeljungen auf, häckseln und töten sie dabei. Außerdem zerstören sie Pflanzensamen und verringern damit die Artenvielfalt. Laub sollte im eigenen Garten verwendet werden. Es ist hervorragend geeignet, um die Beete im Herbst abzudecken, schützt die Pflanzenwurzeln vor Frostschäden und verbessert bei der Zersetzung mit seinen Inhaltsstoffen die Bodenqualität.
Statt viel Technik und Hilfsstoffe einzusetzen, rät der Fachberater, einfach selbst aktiv werden. Wenn jetzt zum Frühjahrsbeginn die Gemüsesaison startet, den Boden wenn nötig mit der Grabegabel statt mit der Fräse auflockern. „Einmal gelockert ist dreimal gegossen“, „dreimal gelockert ist einmal gedüngt“, so ein altes Sprichwort. Gartenarbeit tut gut, entspannt und ist ein kleines Fitnessprogramm.
Ein Naturschaugarten zeigt wie es geht
Wie ein Naturgarten gestaltet werden kann, demonstriert der ganzjährig öffentlich zugängliche NaturSchaugarten Main-Spessart in Himmelstadt. Er zeigt, wie eine attraktive Grünflächengestaltung mit geringem Pflege- und Ressourcenbedarf, vor allem auch in Hinblick auf den Klimawandel, im eigenen Garten gelingt. Darüber hinaus laden Führungen und Seminare zu Gartenthemen ein, sich näher mit dem naturnahen Gartenbau zu beschäftigen.
Autor / Autorin: Frauke Beck + Hilmar Keller | Fotos: ©ulrike-mai-pixabay.com, ©susannp4-pixabay.com, ©Vikramjit Kakati-pixabay.com, ©Petra Jendryssek, ©melGreenFR-pixabay.com, ©david_seifert-pixabay.com,