Einfach „sauber“ oder „hygienisch rein“? Was bedeuten diese Begriffe eigentlich? Und wann kam die eigentlich moderne Hygiene ins Spiel? Die neue Sonderausstellung „Sauberkeit zu jeder Zeit“ im Obergeschoss des Eingangsgebäudes des Fränkischen Freilandmuseums Fladungen bietet bis 3. November überraschende Einblicke in die vielschichtige Entwicklung der Gesundheitspflege auf dem Land. 13 Themenbereiche beleuchten verschiedene Aspekte von Sauberkeit sowie Hygiene und geben Antworten auf die Frage, wie sich innerhalb der letzten 200 Jahre die Wasserversorgung, die Körper- und Wäschepflege, die Lebensmittellagerung und -verarbeitung, die Abfallentsorgung sowie die medizinische Versorgung von Mensch und Tier verändert haben. So betrachtet die Ausstellung die Dinge, die der Sauberkeit bedürfen, und das Werkzeug und Gerät, das diesem Zweck diente und dient. Manche Utensilien der Hygiene sind universell und zweckmäßig bis zur Gegenwart wie Bürsten und Besen, Seife und Rasierapparat. Manches hat seinen Platz allerdings nur noch im Museum, wie beispielsweise Teppichklopfer und Waschbrett.

Highlight der Ausstellung ist ein vollständig eingerichteter Frisörsalon aus den 1960er Jahren. Die dort tätige Herrenfrisörin Irmengard Stöckle machte 1961 ihre Meisterprüfung. Trotz aller hygienischen Vorkehrungen, wie etwa einem Desinfektionsapparat für Rasierklingen, zog sie sich – wie viele andere Friseurinnen und Friseure auch – eine schwere Infektion mit Hepatitis B zu und war monatelang krank.

Mehr als 100 Jahre ist das Zierhandtuch alt, das dieser Ausstellung den Namen gegeben hat. Es wendet sich an die Hausfrau, die für Hygiene in Haushalt und Familie sorgt. Dass sie zu diesem Zweck Bildung genossen hat, ist eine Errungenschaft des 19. Jahrhunderts. Hygiene war ein Leitbegriff des Zeitalters der Industrialisierung, des rapiden Wachstums der Städte und der Ökonomisierung der Landwirtschaft. Zur Verwirklichung waren alle aufgerufen: der (männliche) Hausvorstand, der Unternehmer und seine Angestellten und der Landwirt. Politik und öffentliche Verwaltung hatten Sorge zu tragen, dass jedem Bürger Trinkwasser, Ärzte, eine Hebamme und Bildung zur Verfügung standen. Jedes Dorf, selbst den abgelegensten Bauernhof erreichte der Appell: „Sauberkeit zu jeder Zeit!“

Zur Ausstellung gibt es auch ein Begleitprogramm. So können ab 19. Mai Kinder an einer Rallye teilnehmen und auf dem Museumsgelände zu ermitteln, wie man früher versuchte, mehr Hygiene und Sauberkeit in den Alltag zu bekommen. Wer das Lösungswort herausgefunden hat, auf den wartet eine kleine Belohnung an der Museumskasse. Das Begleitheft zur Rallye gibt es kostenlos an der Museumskasse.

Highlight der Ausstellung ist ein vollständig ­eingerichteter Frisörsalon aus den 1960er ­Jahren. 13 Themenbereiche beleuchten verschiedene Aspekte von Sauberkeit und Hygiene.

Autor / Autorin: PL | Fotos: ©Archiv FLM Freilandmuseum, Sammlung Hauswirtschaftschule Bischofsheim, Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

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