Nicht erst seit Corona und der Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, verbringen wir den Großteil des Tages in geschlossenen Räumen. Welche Anforderungen diese erfüllen sollten, um uns in unserem Wohlbefinden oder gar in unserer Gesundheit nicht zu beeinträchtigen, damit kennt sich die Baubiologie aus. Ausgehend von einem ganzheitlichen Ansatz vertritt sie die Meinung, dass gesundes Bauen und Wohnen nur im Einklang mit der Natur möglich sei, erklärt der Baubiologe Karlheinz Ursprung aus Waldbüttelbrunn, denn „der Mensch sollte als Stück Natur in Verbindung mit ihr leben“.

Da wir eng mit der uns umgebenden Behausung verbunden sind und uns den Wechselwirkungen mit ihr nicht entziehen können, wird diese von Baubiologen auch gerne als 3. Haut des Menschen bezeichnet. Und jeder weiß, was der Haut sehr nahe kommt, kann auch einen negativen Einfluss auf sie und damit auf unseren Körper haben. Diesem versucht die Baubiologie durch den Einsatz möglichst naturbelassener, gesunder Baustoffe und Materialien, die im Idealfall Feuchtigkeit im Raum ausgleichen können, erst gar keinen Angriffspunkt zu bieten. Prävention statt Nachsorge lautet hier die Devise.

Auf der sicheren Seite bei der Auswahl von Farben, Putzen und Bodenbelägen sei, wer zu natürlichen und nachhaltig hergestellten Produkten greife, die eine Volldeklaration der verwendeten Inhaltsstoffe bieten, erklärt Karlheinz Ursprung. Kalkputz mit seiner porösen Struktur sei beispielsweise maximal diffusionsoffen und werde von der Raumluft durchdrungen. Hierbei werden schädliche Stoffe ausgefiltert, zurückbehalten und abgebaut. Auch alkalische Kalkfarbe, die Schimmel keinen Nährboden biete, könne ebenso wie Lehmputz und Massivholzboden Feuchtigkeit im Raum aufnehmen und zeitversetzt wieder abgeben. Das schaffe ein gesundes Raumklima, in dem Schimmel keine Chance habe, merkt der Inhaber eines baubiologischen Ladens an. Des weiteren rät er, wo möglich, auf Material mit hohem Kunststoffanteil zu verzichten. Dieser ziehe eine höhere elektrostatische Aufladung des Raumes nach sich, mit der Folge, dass Schmutz in Form von Staub, Bakterien und Schimmelsporen in der Schwebe gehalten wird und, eingeatmet, als idealer Nährboden Bronchien und Immunsystem belastet.

Sei es jedoch nicht möglich, die Schadstoffe im Rahmen einer Sanierung beispielsweise zu eliminieren, sollte man für ein gutes Raumklima ganz besonders regelmäßig und vor allem richtig lüften, um die Schadstoffe zu reduzieren. Wer mehrmals am Tag 10 bis 15 Minuten – bei tiefer Kälte auch weniger – Fenster oder Türen, am besten an gegenüberliegenden Wänden, vollständig öffne und ordentlich für Durchzug sorge, erreiche einen guten Luftaustausch und mit ihm eine Reinigung der Luft. Mache man sich an die Renovierung einer belasteten Wohnung, rät der Baubiologe, zuerst mit dem Schlafzimmer zu beginnen. Hier verbringe der Mensch in der Regel nicht nur ein Drittel seines Lebens, sondern sei auch empfindlicher gegenüber Schadstoffen, weil der Körper im Schlaf herunterfahre, um sich zu regenerieren, erklärt Karlheinz Ursprung auch aus seiner Sicht als Gesundheitsberater. So sei man während des Schlafes schädlichen Einflüssen gegenüber generell weniger abwehrbereit. Ein besonderes Augenmerk, rät er, sollte man beim Austausch von Böden oder Fliesen beispielsweise auf Klebstoffe und Fugenmaterial haben. Es könne später im Raum ausdünsten und erneut die Luft belasten.

Steht eine umfängliche Renovierung an, rät der Baubiologe, vor Ort einen baubiologischen Fachmann zu Rate zu ziehen. Dieser könnte meist auf Grund seiner Erfahrung kritische Stoffe und Materialien schnell ausfindig machen und gezielt für Abhilfe sorgen.

Autor/Autorin: Petra Jendryssek | Fotos: ©MichaelaThiede-pixabay.com, ©elbym-pixabay.com

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