Höher, schneller, weiter: Viele Menschen finden in der Hektik des Alltags kaum noch Zeit, Körper und Geist eine Pause zu gönnen. Dabei ist eine regelmäßige Erholung von all den anspruchsvollen Pflichten notwendig und entscheidend für ein gesundes Leben. Um regelmäßig zu entspannen, muss es nicht gleich ein Urlaub am Meer oder eine ausgedehnte Wanderung sein. Direkt vor der Haustür, im eigenen Garten, auf dem Balkon oder im Park ums Eck können Vögel dabei helfen, eine Auszeit vom Getöse der modernen Welt zu finden, regt der Landesbund für Vogelschutz (LBV) zu direkten Naturerlebnissen an, um neue Kraft zu schöpfen.

Diesen Rat unterstreicht auch die Wissenschaft immer wieder in Studien, die zu dem Ergebnis gekommen, dass die Vogelbeobachtung eine positive Wirkung auf das menschliche Wohlbefinden und die Gesundheit hat. So leiden Menschen, die in Gegenden mit vielen Vögeln, Sträuchern und Bäumen leben, zum Beispiel seltener an Depressionen, Angstzuständen und Stress. Die wissenschaftliche Begleitung des LBV-Seniorenprojektes „Alle Vögel sind schon da“ in vollstationären Pflegeeinrichtungen konnte zeigen, dass durch die Vogelbeobachtung besonders die kognitiven Ressourcen, die Mobilität und das soziale Wohlbefinden der Seniorinnen und Senioren gefördert werden

Für viele Menschen spiele sich ein Großteil des Alltags im städtischen Bereich ab. Ständig umgeben von Reizen, die die Aufmerksamkeit forderten. Das Risiko für stressabhängige, psychische Erkrankungen steige dadurch enorm, so der LBV. Auch, weil das Erleben der Natur als Ausgleich oft ausbleibe. Die Vogelbeobachtung sei eine einfache Möglichkeit, um genau diesen Ausgleich zu finden. Denn: Vögel gibt es beinahe überall, sie könnten dabei helfen, von kreisenden Gedanken und Sorgen Abstand zu gewinnen.

Beim Beobachtungsgang durch die Natur solle man zunächst, wenn möglich mit ausgeschaltetem Handy, langsam gehen, um die unmittelbare Umwelt besser wahrzunehmen und sich auf das Hier und Jetzt einzustimmen. Ziel sei es zunächst, Vögel zu finden, nicht sie zu bestimmen. Das gelinge besonders gut in der Nähe von Bäumen oder Sträuchern. Ein Naturtagebuch könne nicht nur helfen, die Gedanken, Gefühle, aber auch Fragen und Erkenntnisse bei der Vogelbeobachtung auf vielfältige Weise festzuhalten, sondern auch die analytische linke und die kreative rechte Gehirnhälfte zu aktivieren. Dies steigere die Konzentration und Wahrnehmung und könne von negativen Denkmustern ablenken, erklärt der LBV.

Auch das genaue Hinhören spiele eine Rolle: „Genauso wie unser Lieblingslied können Vogelstimmen Erinnerungen wecken. Wir werden zurückversetzt in entspannende Naturlandschaften und besinnen uns auf positive Erfahrungen in der Natur. Auf diese Weise lenken uns Vogelgesänge von unserer Alltagssituation ab und schenken uns eine Auszeit“, erklärt die LBV-Biologin Angelika Nelson. Zusammen mit der US-amerikanischen Vogelexpertin Holly Merker hat sie vor wenigen Wochen das Buch „Die Kraft der Vogelbeobachtung“ herausgebracht, das noch mehr Wissenswertes zum positiven Effekt der Vogelbeobachtung auf unser Wohlbefinden mit Anleitungen und Übungen, wie jede:r dies erleben kann, zusammenfasst.

Autor / Autorin: LBV | Fotos: ©Rasty-Krzysiek-pixabay.com, ©Nevige Tom-pixabay.com

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