Über ein Jahr ohne Arbeit zu sein, kann für die Betroffenen schwerwiegende Folgen haben. Langzeitarbeitslose sind einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt, sind stärker von sozialer Ausgrenzung betroffen und werden nicht selten krank. Erschwerend kommt hinzu: „Sie haben keine Lobby und wenig bis keine Förderung von Seiten des Staates“, bringt es Thomas Johannes, Geschäftsführer der gemeinnützigen Brauchbar GmbH in Würzburg, auf den Punkt.
Die 1997 vom Diakonischen Werk Würzburg e.V. und der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Würzburg gegründete Firma entstand einst in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit aus einer langjährigen Erfahrung heraus: Eine Beratung alleine bringt Arbeitssuchende nicht in Lohn und Brot. Vielen Langzeitarbeitslosen hat die erfolglose Suche nach einem passenden Job den Schneid abgekauft. Oft drückt auch eine labile Gesundheit aufs Gemüt. Dann sei es nur noch ein kleiner Schritt, dass ein ganzes Leben aus dem Tritt komme, erzählt der Brauchbar-Chef aus seiner langjährigen Erfahrung. Gerade dann brauche es oft mehr als nur einen Job. Es brauche jemand, der zuhören könne, der einem eine Chance gebe, sich in ein stabileres, da strukturiertes Leben zurück zu kämpfen. Die Brauchbar gGmbH gibt hierfür praktische Hilfestellung. Durch Beschäftigung und sozialpädagogische Betreuung. Auf diese Weise können Langzeitarbeitslose unter Anleitung ihre Kenntnisse und Fähigkeiten auffrischen, unter sozialpädagogischer Betreuung Tritt im Alltag fassen und im besten Falle åwieder in den Arbeitsmarkt einsteigen.

Secondhandverkauf stemmt den Löwenanteil der Kosten
Finanziert werden die Brauchbar-Beschäftigungsverhältnisse von der Warenannahme und der Lagerverwaltung über die Sortierung und technischen Prüfung bis hin zum Verkauf sowie die hierfür notwendigen pädagogischen und einweisenden Stellen samt Verwaltung zum Löwenanteil von 85 Prozent über einen gut ausgebauten Secondhandverkauf. An mittlerweile fünf Standorten finden kostenlos abgegebene brauchbare Dinge des Alltags niederschwellig ebenfalls zurück ins Leben. Geschirr, Möbel jeglicher Art, Kleider für Kinder und Erwachsene, Elektrogeräte, Kunst, Bücher und vieles Weitere mehr werden hier nach Funktionsprüfung zum kleinen Preis an jeden verkauft, der sie haben möchte. Das sind Menschen mit geringem Einkommen genauso wie jene, die durch ihre bewusste Entscheidung für Gebrauchtes ihren ganz persönlichen Beitrag zum Abbau des Müllbergs und damit zur Schonung der Natur leisten möchten.
Dass solch ein Konzept funktioniert, setzt voraus, dass es genügend Menschen gibt, die ihre noch verwendbaren Habseligkeiten, die sie aus den unterschiedlichsten Gründen loswerden möchten, kostenlos abgeben, statt sie einfach auf den Müll zu werfen. Wer das Sozialkaufhaus oder das Limit in Grombühl, die Pfundgrube in der Aumühle, das Hatwas in Ochsenfurt oder das sehr gut sortierte Antiquariat in der Zellerau besucht, weiß, was da alles zusammenkommen kann. Dass das gut strukturierte Angebot ankommt, beweisen rund 500 zahlende Kunden pro Tag.



Abgeben statt auf den Müll werfen
Abgegeben werden können brauchbare Sachen ganz unkompliziert an der Warenannahme der Verkaufsstellen. Kleider und Schuhe können überdies bei der zweimal im Jahr im Landkreis Würzburg stattfindenden Brauchbarsammlung in extra ausgegebenen Säcken vors Haus gestellt werden. Darüber hinaus halten die Wertstoffhöfe von Team Orange im Landkreis sogenannte Schatzkisten bereit, in die man seine Sachen, die man abgeben möchte, packen und dann abgeben kann.
Wer seine Wohnung räumen muss oder beispielsweise Möbel abgeben möchte, die selbst nicht transportiert werden können, kann sie gegen eine Anfahrtspauschale auch von Brauchbar-Mitarbeitern abholen lassen. Für einen dreifach guten Zweck.
► Mehr zum Angebot unter www.brauchbarggmbh.de
Autor / Autorin: Petra Jendryssek | Fotos: Petra Jendryssek