Die Arbeitsgruppe (AG) „BauNACHhaltigkeit“ aus Baunach im Landkreis Bamberg setzt sich, wie der Name schon ausdrückt, für eine nachhaltige Entwicklung in der Region ein. Kürzlich wurde ihr langjähriges Engagement, wie in BlattGrün bereits berichtet, mit dem zweiten Platz beim Bienenstadt-Bamberg-Umweltpreis 2024 gewürdigt. Unsere Mitarbeiterin Ilona Munique, die zudem in ihrer Eigenschaft als Laudatorin diesen Preis überreicht hat, sprach mit Heiko Schmitt, einem aktiven Mitglied der Gruppe, über Projekte und Ziele der AG.

Ilona Munique: Heiko, noch einmal herzlichen Glückwunsch zum Bienenstadt-Bamberg-Umweltpreis! Wie fühlte es sich an, diese Anerkennung erhalten zu haben?

Heiko Schmitt: Vielen Dank, Ilona! Wir sind natürlich sehr stolz und dankbar für diese Auszeichnung. Es ist eine schöne Bestätigung auch für Dr. Thea Stäudel, die seit 2016 mit federführend die AG-Themen initiiert, welche dann vom gesamten Team umgesetzt werden. Auch dieses Interview hier gibt uns Motivation, was schließlich jeder, der ehrenamtlich tätig ist, hin und wieder braucht.

I. M.: Das kann ich nachfühlen, Heiko. Vor allem bei ernsthaften Themen wie euren. Was versteht ihr unter „nachhaltigem Handeln“?

H. S.: Für uns bedeutet Nachhaltigkeit, das ökologische Gleichgewicht zu erlangen, also die Natur und Artenvielfalt langfristig zu erhalten. Sie ist schließlich die Grundlage für unsere Lebensqualität. Außerdem sollte fair und menschlich miteinander umgegangen und das Wohl aller beachtet werden. Dabei müssen vor allem die Ressourcen geschont werden. Es sollte nicht mehr verbraucht werden, als in einem absehbaren Zeitraum nachwachsen kann. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, doch manchmal muss man die Menschen daran erinnern.

Zusammen mit den Mitstreitern Waldemar und Frank erhielt Heiko Schmitt (2. v. links) von der AG BauNACHhaltigkeit letztes Jahr aus den Händen von Ilona Munique den zweiten Preis des Bienenstadt-Bamberg-Umweltpreises.

I. M.: Auf welche Weise geschieht das?

H. S.: Die Arbeitsgruppe entstand 2016 mit der Installierung der „Baunacher Nachhaltigkeitstage“. Mit vielen Aktionen innerhalb eines bestimmten Zeitraums wollten wir das Bewusstsein für dieses Thema in unserer Heimatstadt fördern. Erstmals geschah das unter dem Motto „Bienen und Insekten“. Eine der Aktionen hierfür war der Abschluss einer Bienenpatenschaft für die Stadtbücherei Baunach. Im Zuge der Patenschaft holten wir die „Bamberger Schulbiene“ für Baunachs Grundschulklassen zu uns. Viele weitere Aktivitäten wurden danach noch umgesetzt. Wir verteilten Flyer mit Samentütchen an alle Baunacher Haushalte, bastelten Insektenhotels mit den Kindern im Ferienprogramm und auf unsere Anregung hin setzten die Mitarbeiter des Bauhofes Tausende von Krokussen im Stadtgebiet ein.

I. M.: Eure AG scheint sich wirklich stark für den Insektenschutz einzusetzen. Doch unter Nachhaltigkeit stelle ich mir noch viel mehr Themenbereiche vor. Welchen widmet ihr euch?

H. S.: Nun ja, das Thema Insektenschutz als Schlüsselrolle in der Natur begleitet uns von Anfang an und ist uns bis heute noch ein Anliegen. Während des Volksbegehrens „Rettet die Bienen und Bauern“ im Jahr 2019 beschäftigten wir uns erneut intensiv damit. Doch organisieren wir ebenso Veranstaltungen wie einen Vortragsabend zum Thema „Photovoltaik auf deinem Dach“ und initiierten eine Pflanzentauschbörse. Aus der heraus entstand sogar ein Bio-Gärtner-Stammtisch. Außerdem sind wir mit einem Infostand auf lokalen Märkten vertreten oder besuchen – sozusagen als das andere Ende des regionalen Lebensmitteleinkaufs – auch mal eine Kläranlage! (Lacht). Und ganz praktisch geht’s zu beim Säubern von Vogelnistkästen. Doch ebenso hatten wir vor Kurzem ein anspruchsvolles LEADER-Projekt gestemmt. Ein Baustein dabei war die dreijährige Anlage von Blühflächen für Insekten und Niederwild. Dabei geht es nicht nur um die Schaffung von Lebensräumen, sondern auch darum, Menschen die Natur erfahrbar zu machen und sie über die Bedeutung lokaler Ökosysteme aufzuklären.

I. M.: Das ist sehr breit angelegt und ihr könnt das doch unmöglich alleine schaffen. Sicher arbeitet ihr mit anderen Organisationen zusammen?

H. S.: So ist es tatsächlich, Vernetzung ist entscheidend für uns. Wir kooperieren eng mit der Baunach-Allianz und anderen Partnern wie dem örtlichen Obst- und Gartenbauverein, den Schulen und der Stadtbücherei, deren Leiterin meine ebenfalls nachhaltigkeitsaktive Frau Melanie ist, also eine Berufskollegin von dir, Ilona.

I. M.: Ja, es ist witzig, wie sich die Kreise schließen. Schließlich gehen Wissensbewahrung und -vermittlung Hand in Hand, und bei den vielen Facetten im Umweltschutz sind oft mehrere Berufe gefragt.

H. S.: Richtig. Und vereint mit vielen anderen kompetenten Menschen lassen sich wertvolle Konzepte entwickeln, die komplexe Aspekte wie Lebensmittel, Konsumverhalten und nachhaltige Lebensformen und -aktivitäten verbinden.

I. M.: Man wächst mit seinen Aufgaben, nicht wahr?! Was plant ihr denn noch für die Zukunft?

H. S.: Wir freuen uns sehr auf einen Vortrag von Tom Vits zum Thema „Biodiversität vor der eigenen Haustür“. Außerdem planen wir, unsere derzeitige Zigarettenkippen-Ausstellung als Wanderausstellung für andere Gemeinden anzubieten, da wir dazu viele Anfragen erhielten.

I. M.: Ein sozusagen brennendes Thema. Was erwartet uns in der Zigarettenkippen-Ausstellung?

H. S.: Vielen ist nicht bewusst, dass ein weggeworfener Zigarettenstummel bis zu 40 Liter unseres Grundwassers verunreinigen kann. Es genügt dazu bereits ein Nieselregen, um die schädlichen Giftstoffe auszuwaschen und ins Grundwasser zu leiten. Nur 20 Prozent der Zigarettenkippen landen im Restmüll. Aber auch da gehören sie eigentlich nicht hinein. Denn bei der Verbrennung des Mülls werden ebenfalls giftige Emissionen freigesetzt, die wir dann alle einzuatmen haben.

I. M.: Das klingt ungesund. Ich könnte mir vorstellen, dass nach dem Ausstellungsbesuch so manchem die Lust auf seinen Klimmstängel gründlich verleidet wird. Doch ganz praktisch – wie sähe denn die richtige Entsorgung der Zigarettenstummel aus?

H. S.: Idealerweise müssten die Kippen in eine Recyclingstelle gebracht werden können. Meines Wissens nach gibt es sowas noch nicht. Jedenfalls sollen die Stummel weder in der Natur noch auf Straßen und schon gar nicht auf Spielplätzen weggeworfen werden. Ein Aschenbecher für unterwegs, beispielsweise in Form eines Schraubglases, wäre schon mal ein Anfang. Derzeit ist (leider noch) die beste Option, sie zuhause in den Restmüll zu entsorgen, oder natürlich, gar nicht erst zu rauchen. Aber so belehrend wollen wir nicht sein, das sollen alle für sich selbst entscheiden. Die Entsorgung der giftigen Stummel jedoch geht schon über die private Freiheit hinaus.

I. M.: Ich sehe schon, es gibt viel zu initiieren in Sachen Nachhaltigkeit, und die Baunacher machen es den Kommunen vor. Die Strahlkraft von BauNACHhaltigkeit in die Region ist unbestritten. Vielen Dank für das Gespräch, Heiko, und weiterhin viel Erfolg für eure wichtige Arbeit.

AG BauNACHhaltigkeit: www.baunachhaltigkeit.de/
Infos zum Zigarettenkippen-Projekt unter www.baunachhaltigkeit.de/zigarettenkippen/

FOTOS: ILONA MUNIQUE, ©LUPAC-PIXABAY.COM, ©anaterate-pixabay.com

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