Kahle Äste, hier und da ein immergrünes Gewächs, das Kälte und Dunkelheit trotzt. Dazwischen trübes Braun und Grau. Der Winter geizt gemeinhin mit Farbe, zwingt uns zur Geduld bis die ersten Frühblüher unsere Sehnsucht nach Buntem nähren. Wer nicht so lange warten möchte, dem kann geholfen werden, denn Garten, Terrasse oder sogar der Balkon lassen sich selbst in der unwirtlichsten Zeit des Jahres in eine kleine blühende Oase verwandeln, erklärt der Uettinger Gärtnermeister Wilhelm Rippel. Denn kältetolerante, robuste Winterblüher haben jetzt bis in den März oder gar April hinein ihren großen Auftritt, während Frühlings- und Sommerblüher in Ruhe zu unseren Füßen verharren. Das erfreut nicht nur unser farbeliebendes Auge. Winterjasmin, Duft-Schneeball, Zaubernuss oder Schneeheide versorgen nämlich Insekten auch in den sonst blütenarmen Monaten mit Nahrung.



Winterjasmin, Duft-Schneeball, Zaubernuss oder Schneeheide erfreuen nicht nur das Auge, sie versorgen auch Insekten in den sonst blütenarmen Monaten mit Nahrung.
Willkommene Stimmungsaufheller
Gerade an trüben Wintertagen sind die kleinen goldgelben Blüten des ursprünglich aus China stammenden Winterjasmins willkommene Stimmungsaufheller. Sie öffnen sich quasi als Schutzmechanismus nicht alle gleichzeitig, sondern nach und nach, damit im Falle eines extremen Kälteeinbruchs nicht alle Blüten auf einmal erfrieren. Robust und anpassungsfähig an unterschiedliche Bodenarten gedeiht die im Winter blattlose Pflanze am besten an sonnigen bis halbschattigen, leicht windgeschützten Standorten, erklärt der Pflanzenfachmann. Unkompliziert in der Pflege kann man sie mit einem gelegentlichen Korrekturschnitt in Form halten. Sie eignet sich als Kletterpflanze, Bodendecker sowie als Kübelpflanze. In letzterem Fall rät der Gartenprofi dazu, sie hin und wieder zu gießen und, sollte es sehr kalt werden, nass einfrieren zu lassen, damit sie im gefrorenen Zustand nicht vertrockne. Ist der Winterjasmin im Garten ausgepflanzt, kommt er in der Regel mit dem winterlichen Niederschlägen ohne zusätzliches Gießen gut über die Runden. Bis in den März hinein blühen WinterSchneeball und Duft-Schneeball. Letzterer erfreut nicht nur das Auge mit seinen rosafarbenen Blüten, sondern auch die Nase mit seinem herrlichen Vanilleduft. Seine Standortanforderungen sind denen des Winterjasmins ähnlich. Wichtig sei jedoch, einen gut durchlässigen Boden zu wählen, der Staunässe verhindere und reich an Humus und Nährstoffen sei, so Wilhelm Rippel.

Von Gelb bis Zimtbraun
Ein besonderer Hingucker ist die auffällige Zaubernuss, bekannter vielleicht unter dem Namen Hamamelis. Die Winterblüherin ist für ihre ungewöhnlichen, bandförmigen Blütenblätter von Gelb über Orange bis Zimtbraun bekannt, die sich bei extremer Kälte zum Schutz einrollen. Ihre Blütezeit erstreckt sich, je nach Sorte, in der Regel von Dezember bis März. Und auch sie liebt einen humosen, durchlässigen und leicht feuchten Boden mit schwach saurem bis neutralen pH-Wert in windgeschützter sonniger bis schattiger Lage, merkt der Pflanzenfachmann an. Für Insekten und Menschen ist sie gleichermaßen interessant, denn einige Zaubernuss-Arten werden noch heute wegen ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften als Heilpflanze bei leichten Hautverletzungen und -entzündungen verwendet.
Als winterblühende, immergrüne Pflanze zeichnet sich die bodennah wachsende Schneeheide mit ihren rosa, weiß und lila farbigen glockenförmigen Blüten aus. In der Regel blühen diese von Dezember bis April. Auch sie bevorzugt einen durchlässigen Boden an einem sonnigen bis halbschattigen Standort und ist auch für Steingärten, Beete und die Hangbepflanzung geeignet.
Pflanzzeit für die Winterblüher sei von April bis Oktober. Je früher die Pflanze aus dem Container in die Erde käme und dort regelmäßig gegossen werde, desto schneller könne sie ihre Wurzeln ausbilden und mit dem Erdreich Kontakt aufnehmen. Auch im Herbst benötige sie Wasser, damit sie nicht im eigenen Ballen vertrockne, merkt Gärtnermeister Wilhelm Rippel an. Wenn sie den ersten Winter draußen im Garten überlebe, dann erfreue sie für lange Zeit Menschenauge und Insektenmagen, weiß er aus Erfahrung.
Autor / Autorin: Petra Jendryssek | Fotos: ©Nennieinszweidrei-pixabay.com, ©house1976-pixabay.com, ©myfriso-pixabay.com, ©congerdesign-pixabay.com