Seit jeher gehören Streuobstbäume zum Bild unserer Kulturlandschaft. 1965 zählte man noch 20 Millionen jener als Solitäre oder im lockeren Verbund über die bayerische Landschaft verstreuten Hochstammbäume, wie es Stefan Veeh in einem der ersten Flyer der Main-Streuobst-Bienen eG beschrieb. Als erster Geschäftsführer nahm er sich Anfang 2014 des besonderen Lebensraumes im Rahmen seines Landwirtschaftsstudiums an und stellte die Weichen für dessen systematische Rettung in Mainfranken. Mit berechtigtem Grund, denn heute zählen die Hotspots der Arten- und Geschmacksvielfalt mit lediglich rund fünf Millionen verbliebenen Bäumen zu den am stärksten gefährdeten Biotoptypen überhaupt. Allzu oft mussten die Flächen in extensiver Bewirtschaftung neuen Bau- und Gewerbegebieten weichen.

2015 wurde das erste noch nicht
biozertifizierte Streuobst
angenommen.
Seit Sommer 2015 leitet Krischan
Cords als Geschäftsführer die
Geschicke der Genossenschaft.

Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten und um zu retten, was zu retten war, setzten sich Imker, Streuobstbauern, Angehörige der Mainfränkischen Werkstätten, der Bund Naturschutz und einige Gemeinden vor gut zehn Jahren zusammen. Für alle Beteiligten stand fest: Es muss etwas getan werden zum Erhalt der verbliebenen Bäume und die Streuobstbauern müssen für ihr Obst in starker Konkurrenz zu den Plantagenäpfeln im Supermarkt einen guten Preis bekommen. Mit diesem Ziel schlossen sich rund 50 Streuobstfreunde zum Start der Genossenschaft mit Sitz in Margetshöchheim zusammen, erzählt Krischan Cords, der im Sommer 2015 in die Fußstapfen von Stefan Veeh trat und die Geschicke der umtriebigen Genossenschaft seither in seinen Händen hält.

Aus- und Fortbildung rund ums Streuobst, Beratung von Genossen, Vermittlung von Dienstleistungen, der Verleih von Maschinen und die stete Entwicklung von Streuobstprodukten stand von Beginn der Genossenschaft an auf deren Agenda.

Streuobst-Cider feiert Premiere

Im Herbst 2015 wurde das erste Mal Streuobst angenommen, damals noch aus konventionellem Anbau. In den Zeitraum fiel auch die erste größere Verkostung sortenreiner Säfte auf der Mainfranken Messe in Würzburg. Die positive Reaktion befeuerte das Engagement der Genossen, mehr Streuobstflächen zu gewinnen, auf denen überalterte Bäume durch junge ersetzt und bestehende Stämme durch fachgerechten Schnitt reaktiviert werden konnten. Das zu betreuende Gebiet wuchs an und erstreckte sich bald auf den Landkreis Würzburg, das Kitzinger Land und Teile des Spessarts. Nach größerem bürokratischem Aufwand erlangte die Genossenschaft 2016 die Biozertifizierung, zwei Jahre später folgte die Anerkennung als Biolandbetrieb, berichtet ihr Chef.

Die Zahl der Mitglieder stieg in den Folgejahren kontinuierlich an. Heute zählt die Genossenschaft über 150 Mitstreiter und bildet im Schnitt jedes Jahr 20 Interessierte zu zertifizierten Streuobstpflegern aus, die das Wissen um die fachgerechte Baumpflege weitertragen. Genauso positiv entwickelten sich die mit viel Liebe und Knowhow kreierten Streuobstspezialitäten unter dem eigenen Label „MainSchmecker“. Just zum zehnjährigen Jubiläum springt die Genossenschaft mit ihrem eigenen Streuobst-Cider „Sei der Kleiber“ auf die Erfolgswelle des mittlerweile kultigen Getränks auf.

In zehn Jahren hat die Genossenschaft unter ihrem Label „MainSchmecker“ ihre Produktpalette kontinuierlich erweitert.

Autor / Autorin: Petra Jendryssek | Fotos: ©MainStreuobst Bienen eG

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